Nicht über die gute psychodelisch anmutende Inszenierung, nicht über die Qualität der Stimmen und die für die Sänger sicherlich schwierig, metallisch-hart, spröde Akustik im Staatenhaus soll es hier gehen. Nein, mich interessiert das Thema der Oper: Wie gewagt von Dvořák, aus diesem Sirenenstoff eine Oper zu machen, in dem die Sirene alias Rusalka ihre Stimme geben muss, um Mensch zu werden.
Verschiedenste Namen bekam sie, die unheimliche, aber faszinierende Frau aus dem Wasser, Undine, Melusine, Nixe, Mermaid… oder Rusalka. Immer ist sie ein Produkt (männlicher) Angst vor dem Fremden. Die tiefe See hat schon so manchen verschlungen. Wasser ist das finsterste der Elemente. Warum dort nicht ein Wesen vermuten, das alle Angst vor dem Fremden in sich vereint?
Nun aber zurück zu Dvořák. Rusalka will raus aus der Wasser-, rein in die Menschenwelt. Sie will zu ihrem Prinzen. Sie kann aber nur Mensch werden, wenn sie ihre Stimme gibt. Die Hexe Jezibaba verlangt es. Vorher singt sie noch ihre Arie „An den Mond“ und man spürt, sie ist tatsächlich eine Sirene! Aber eine Sirene, die ihre Stimme abgibt? Was bleibt von ihr? Ist dies der Preis für die Liebe? Nach dem Zauber gibt es unweigerlich lange Passagen in der Oper, wo die Heldin schweigt.