Der Großteil der Bevölkerung ist grundsätzlich damit einverstanden. Es ist noch nicht ganz klar, wie effektiv die Maskenpflicht gegen Infektionen ist, aber es wird schon etwas bringen. Aus diesem einen Grund und wohl nur aus diesem Grund machen fast alle mit.
Die Maske hat es sogar schon zum farblich abgestimmten, individuellen Modeaccessoire gebracht.
Dennoch finden die meisten sie irgendwie anstrengend und lästig, diese Stofflappen vor Mund und Nase. Wieso eigentlich?
Welchen Einfluss hat das Masketragen eigentlich auf unseren Organismus?
Und weiter unten: Welche Tipps können helfen?
Schon nach kurzer Tragezeit macht sich ein Gefühl von Atemnot breit. Diese angewärmte Einatemluft löst unangenehme, fremde Empfindungen aus mit dem Ergebnis: „Ich krieg nicht genug Luft.“ Dies ist der Beginn einer Kettenreaktion, die es nicht besser macht: Der Atemrhythmus wird schneller. Die Atmung wird flacher, das heißt, die Atemluft gelangt vornehmlich nur in die oberen Atemräume. Die Willkür übernimmt das Ruder und die vegetative, tiefe Zwerchfellatmung wird verdrängt. Wir versuchen die Atmung zu kontrollieren, die doch am besten reflektorisch, selbstreguliert abläuft. Dadurch wird viel zu viel Luft eingeatmet, was Schwindel verursacht.
Die gesprochenen Worte dringen nur noch klangarm, dumpf und verwaschen durch das Stoffgewebe nach außen. Ein wichtiger Teil an Informationen für Sprachverständlichkeit bleibt darin hängen: das Genuschel wird unverständlich. Wir versuchen es nochmal langsamer, deutlicher, angestrengter.
Des Weiteren fehlt das Mundbild des Gesprochenen, das einen wichtigen Anteil an der Sprachverständlichkeit hat.
Spontane Mimik, die zum Beispiel Ironie, Humor kennzeichnet, verbirgt sich schalkhaft hinter der Maske, wodurch wilder Interpretation des nur halb Verstandenen Tür und Tor geöffnet ist.
Gelungene Kommunikation geht anders. Vor allem ist es mühsam.
Erfreulich ist, wenn wir in den Augen des Gegenübers ein Lächeln erkennen können. Einvernehmliches Eingeständnis: „Ok! Wir sitzen im gleichen Boot.“
Wir sprechen lauter, damit wir besser verstanden werden – obwohl unser Gegenüber direkt vor uns (vielleicht auch noch hinter einer Spuckscheibe) steht. Diese inkongruente Kommunikationssituation strengt die Stimme an. Wieso soll ich lauter werden, wo ich doch so nah beim Gegenüber stehe?, denkt sie sich und nimmt sich im Lauterwerden gleich wieder zurück. Das Laute ist nicht frei, sondern gedrückt – unterdrückt. Das führt zu einem Überdruck im Hals, zu einem Druckgefühl im Kehlkopf. Gereizte Verhältnisse, die die Schleimproduktion in Hals und Rachen anregen. Es kommt zum Kloß im Hals. Oder sogar zum sprichwörtlichen Frosch.
Außerdem artikulieren wir übertrieben. Das macht die Muskulatur fest, so dass der Stimmklang weniger Resonanzen bilden kann.
Die Stimme wird belegt bis heiser. Nach einem derart durchkommunizierten Arbeitstag ist sie angestrengt und ermüdet bis völlig erschöpft.
Riechen geht natürlich auch nicht gut. Das ist für die meisten sicherlich das geringste Problem. Für meine Freundin, die in einer Gastwirtschaft mit offener Küche kocht, schon. Sie muss die Maske beim Kochen tragen und riecht nichts. Dabei ist das Riechen ihr wichtigstes Navigationsmittel beim Kochen.
Wie können wir die Maske tragen, ohne in diesen oben aufgefächerten Teufelskreis zu gelangen?
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